Mittwoch, 19. Oktober 2011

Neustart in Xiamen

Eigentlich wollte ich noch ein Fazit über den Sommer schreiben, denn es ist ja so einiges passiert in diesen zwei Monaten. Ich hab dann allerdings festgestellt, dass das ein seeeehr langer Text werden wird, deshalb vertage ich das erstmal noch und versuche lieber, euch auf den neuesten Stand zu bringen.

Nur eine Sache, die für mich das (negative) Highlight an Dreistigkeit war: Als Franzi und ich auf dem Huangshan, dem Gelben Berg, waren, saßen wir mit zwei Holländern vor einem Kiosk am Busbahnhof und haben auf den Bus gewartet. Da es keine Stühle o.ä. gab, saßen wir auf den Treppenstufen. Irgendwann kam der Kioskbesitzer raus und hat mit seiner Frau Bänke, Tische und Sonnenschirme aufgebaut und uns bedeutet, dass wir uns doch setzen sollen. Wir waren ganz überrascht über so viel Gastfreundschaft und haben deshalb auch nichts dagegen gesagt, als der Typ anschließend Fotos von uns auf seinen Bänken gemacht hat. (Auf das Fotografieren reagiere ich hier mittlerweile echt empfindlich, aber das wird dann auch nochmal ein Thema für sich...). Naja, so weit, so gut. Kaum war die Fotosession jedoch beendet, kam das Abbau-Kommando und hat uns verscheucht um dann sämtliche Tische, Bänke und Sonnenschirme wieder wegzuräumen. Von wegen Gastfreundschaft, wir hängen jetzt wahrscheinlich als Werbeplakat an der Kioskwand! Echt sowas von dreist - hat mich ja stark an die Aktion mit den gefakten Blüten in Chengdu erinnert... 


Nach einem schönen Wochenende mit Anja und Tanja in Hangzhou bin ich also am 4. September ENDLICH in den Zug Richtung Xiamen (7 Stunden Fahrt) gestiegen. Da ich mein bei Steffi zwischengelagertes Gepäck wieder mitgenommen hatte, war ich ziemlich schwer bepackt und bei meiner Ankunft in Xiamen weit und breit kein Taxi in Sicht...Deshalb war ich sowas von froh, als einer der illegalen Taxifahrer kam und mich mitnehmen wollte. Normalerweise rede ich nicht mal mit denen, weil die immer total aufdringlich und nervig sind, aber in der Situation hab ich sein Angebot echt dankend angenommen! Der Preis war zwar viel zu hoch (ganze fünf Euro!!!), aber dafür hat er mir auch mein Gepäck getragen...

Hab mich dann erstmal noch in meinem Hochhaus verlaufen - das ist wie ein Labyrinth und ich war ja davor nur einmal ganz kurz hier... Letztendlich hab ich meine Wohnung dann aber gefunden ;) Es war wirklich ein gutes Gefühl, nach dem anstrengenden Sommer endlich mal wieder an einem Ort anzukommen, auszupacken und zu wissen: Da bleib ich jetzt erstmal ne Weile. 

Am nächsten Tag hat mein Praktikum angefangen und abends kam Anja in Xiamen an. Sie war noch einen Tag länger in Hangzhou geblieben und kam dann nach, um mich vier Tage zu besuchen und sich die Stadt anzuschauen, die als eine der schönsten und saubersten Städte Chinas gilt. (Nach mittlerweile 6 Wochen hier kann ich sagen: Sauber würde ich jetzt nicht gerade behaupten, aber schön ist es auf jeden Fall - hier der Beweis!)









(Die Bilder sind nicht von mir - sowas kriegt meine Kamera leider nicht hin.)

Es war wirklich schön, während der ersten paar Tage Gesellschaft zu haben! Anja hat mit mir Großeinkauf gemacht und beim Schleppen geholfen (Berge an Putzmitteln, Wischmopp, Bettwäsche....was man halt so braucht) und - viel wichtiger - hat mit mir die Umgebung erkundet, einschließlich der Bar neben meinem Hochhaus. So hab ich dann gleich am ersten Abend Georg, einen Deutschen, kennengelernt.


Da war ich schonmal echt froh, denn das Ganze hatte mir schon ein bisschen Kopfzerbrechen bereitet... Zwar war es meine eigene, freiwillige Entscheidung für das Praktikum die Stadt zu wechseln und ich wollte genau dieses Praktikum ja auch unbedingt machen, aber als ich dann in Xiamen angekommen war, dachte ich mir trotzdem: Wie schön und einfach wär es jetzt, in Chengdu oder sonst irgendwo zu sein, wo ich schon Leute kenne und Freunde habe und nicht hier wieder komplett von vorne anfangen zu müssen... Deshalb war ich wirklich unglaublich froh, dass ich die ersten Tage Unterstützung von Anja hatte :-) In den nächsten Tagen waren wir abends, nach meinem Praktikum, viel unterwegs und ich habe fleißig Kontakte geknüpft. Als Anja sich nach vier Tagen verabschiedet hat war ich dann schon einigermaßen beruhigt. Über Georg, Facebook und durch Zufall hab ich noch einige andere Leute kennengelernt, u.a. recht viele Studenten aus Furtwangen, die sowas ähnliches wie ich studieren und auch grad im China-Auslandsjahr sind.


Zu meinem Praktikum: Ich arbeite in einer deutschen Firma, die Süßigkeiten (hauptsächlich Schokolade) produziert. Der Hauptsitz der Firma ist in Deutschland, in Xiamen befindet sich eine kleinere Produktionsstätte. Hier werden die Produkte hergestellt, die eine nicht so hohe Stückzahl haben, denn hier werden alle Schritte von Hand ausgeführt, während in Deutschland alles maschinell abläuft. Dort würde es sich natürlich nicht lohnen, bei geringen Stückzahlen ständig die Maschinen umzurüsten. Meine Chefin ist Deutsche, kommt allerdings nur alle paar Wochen für ein paar Tage nach China, ansonsten sind hier nur Chinesen, von denen, bis auf die Assistentin der Chefin, niemand englisch kann. Das ist ganz nützlich für meine Sprachkenntnisse, denn alle Meetings usw. sind ausschließlich auf chinesisch. Meine Kollegen sind alle nett und ich fühle mich hier wohl. Es läuft alles sehr geordnet und organisiert ab, fast schon "deutsch"! Das hatte ich mir zugegebenermaßen chaotischer vorgestellt...
Da die Firma im Industriegebiet außerhalb der Stadt ist, haben wir eine Fahrerin, die uns alle jeden Morgen mit einem kleinen Bus an unseren jeweiligen Wohnorten abholt und abends wieder zurückbringt. Sie hat es sich offenbar in den Kopf gesetzt, mir fließend chinesisch beibringen zu wollen und textet mich jetzt jeden Tag ohne Pause zu. Meistens verstehe ich höchstens die Hälfte von dem, was sie mir da erzählt und das sage ich ihr dann auch, aber das stört sie anscheinend nicht wirklich... ;) Der Bus holt mich morgens kurz nach 7 Uhr ab und bringt mich abends auch gegen 7 wieder zurück. Schon ganz schön lang, was allerdings auch daran liegt, dass wir zwei Stunden Mittagspause haben! In China ist es nämlich normal, mittags im Büro zu schlafen. Es wird also eine Stunde gegessen und anschließend ein Nickerchen gemacht. Ich hab sogar ein Klappbett in meinem Büro ;-)

Na dann Prost - auf ein erfolgreiches Praktikum!

Sonntag, 9. Oktober 2011

Wiedersehen mit Anja und Tanja

Am gleichen Tag, an dem Mama und Jonny wieder heimgeflogen sind, hab ich Anja am Flughafen in Shanghai abgeholt. Wir sind direkt nach Hangzhou weitergefahren, um dort Tanja zu treffen. Anja, Tanja und ich haben uns 2008 kennengelernt, als wir alle drei in Hangzhou waren. Wie es der Zufall wollte, sind wir jetzt wieder alle zeitgleich in China: Tanja, wie ich, im Rahmen ihres Studiums und Anja ist gerade auf Weltreise und hat hier ihren ersten Stop eingelegt. Es war echt schön die beiden zu treffen! Wir haben uns zwar auch schon in Deutschland ab und zu gesehen, aber wir hätten nie gedacht, dass wir uns nochmal in der Stadt wiedersehen würden, wo alles angefangen hat!

Heute...


...und 2008. Bis auf diverse Haarfarben hat sich nicht viel verändert ;-)




Der Westlake in Hangzhou

Wir sind dann natürlich auch in unser Lieblingsrestaurant von damals gegangen. Die Besitzer hatten einen kleinen Hasen, der immer auf den Regalen rumgehüpft ist (und dort auch hingemacht hat - soviel zum Thema Hygiene in chinesichen Restaurants...). Und siehe da - auch den Hasen gibt es noch, nur ist er inzwischen ganz schön gewachsen ;-)

2011

2008