Sonntag, 31. Juli 2011

Urlaub in Russland?

Die letzte Woche habe ich mit Luisa auf der Insel Hainan verbracht. Sie liegt südlich vom chinesischen Festland und östlich von Vietnam.
Hainan ist das Nr. 1-Urlaubsziel der Chinesen, da es viele (mehr oder weniger saubere) Strände und Bademöglichkeiten gibt. 








Wir haben unsere Tage hauptsächlich lesend am Strand verbracht und nebenbei beobachtet, wie sich die Chinesen selbst oder gegenseitig in den Sand eingegraben haben (siehe Bild) – das scheint eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen zu sein ;-)




Während unseres Urlaubs kamen wir uns allerdings des Öfteren vor, als wären wir in Russland: Jede Speisekarte, jedes Schild usw. war nicht nur auf chinesisch, sondern auch auf russisch geschrieben. Außerdem hab ich schon lange nicht mehr so viele blonde und blauäugige Menschen auf einem Haufen gesehen. Im Supermarkt ist es uns mehrmals passiert, dass wir von Russen auf russisch angesprochen wurden, weil sie dachten, wir wären auch Russen. Was ich aber am erstaunlichsten fand, waren die Russischkenntnisse der Chinesen auf Hainan – einfach unglaublich, wirklich jeder einzelne Chinese auf dieser Insel scheint russisch zu können!! Englisch? Fehlanzeige! Was Mallorca für die Deutschen ist, ist offenbar Hainan für die Russen . Der Grund: Von vielen Städten Russlands gibt es günstige Flugverbindungen nach Hainan, und so hat sich den letzten Jahren Hainan zu einem Haupturlaubsziel für die Russen entwickelt….





Nach einer Woche Inselleben war ich dann doch wieder reif für die Großstadt. Leider wurde daraus aber erstmal nichts: Während wir die ganze Woche über strahlenden Sonnensschein genießen konnten, zog ausgerechnet am Tag unserer Abreise ein Taifun auf. Luisa hatte noch Glück, da ihr Flug schon mittags war, meiner dagegen sollte erst am Abend starten. 
Als ich in die Flughafenhalle kam, hat mich dann erstmal fast der Schlag getroffen: Auf der Anzeigetafel stand überall nur noch "gestrichen"! Im Flughafen war zu der Zeit auch schon das reinste Chaos ausgebrochen, da die Chinesen die Flughafenmitarbeiter kurzerhand als am schlechten Wetter Schuldige auserkoren hatten und diese lautstark zur Schnecke machten. Der netten Mitarbeiterin am Mikrophon war die allgemeine Stimmung aber anscheinend noch zu gut, denn sie sagte ohne Unterbrechung alle gestrichenen Flugnummern durch - da das aber sowieso ALLE waren, war die Aktion ziemlich sinnlos und hat einfach nur genervt. 
Nach geschlagenen sechs Stunden am Flughafen, in denen ich versucht habe, herauszufinden, wann denn voraussichtlich wieder Flüge gehen (schlechteste Prognose: in drei Tagen) und vor allem, wie genau ich an ein Ticket für einen davon kommen kann, habe ich total am Ende den Rückweg ins Hotel angetreten. 
Auch den nächsten Tag habe ich dann wieder komplett am Flughafen verbracht, in der Hoffnung, bald einen Platz in einem Flugzeug zu bekommen, leider vergebens: Erst nachts um 12 Uhr kam ich endlich in Shanghai an. Das war aber, nach der miesen Prognose der Flughafenmitarbeiter, immerhin besser als erwartet. 
Echt ein ziemlich blödes Gefühl, auf so einer Insel festzusitzen und einfach nichts anderes tun zu können, als auf besseres Wetter zu warten... Werde deshalb vorerst nur noch Urlaub auf dem Festland machen! ;-)

Samstag, 23. Juli 2011

Der erste Teil des Sommers und meine Reise mit Tobi ist leider schon wieder vorbei. Die drei Wochen sind viel zu schnell rumgegangen!! Unsere Tour hat uns einmal quer durch den Süden Chinas geführt:


Los ging es, wie schon berichtet, in Chengdu. Dort hab ich dann alle meine Zelte abgebrochen und 40 (!!) kg mit der Post zu meiner Praktikums-Firma geschickt, damit ich während der ganzen Reisen nicht so viel Zeug mit mir rumschleppen muss. Zum Glück ist die Post hier relativ günstig. Am 6.07. sind wir nach Guilin bzw. Yangshuo geflogen. Die Landschaft ist bekannt für ihre Karstberge - mittlerweile ist Guilin übrigens die Stadt, die die meisten chinesischen Touristen anzieht und die Landschaft ist so berühmt, dass sie es sogar auf den 20 Yuan-Schein geschafft hat:



Auch ausländische Touristen findet man in Guilin wie Sand am Meer. Es gibt an jeder Ecke ausländische Restaurants...

...und jeder Chinese dort kann mindestens fünf Sätze englisch (was in China wirklich nicht selbstverständlich ist!)
Uns hat es dort, trotz der vielen Touris, echt gut gefallen. Die Landschaft ist wirklich sehenswert und man kann jede Menge unternehmen: Wandern, Radtouren, Bamboo-Rafting usw.




Lustig war es, als wir nach unserer Ankunft den "Free Pick-Up-Service" unseres Hostels in Anspruch nehmen wollten. Der kam dann auch, allerdings nicht in Form eines Autos, sondern in Menschengestalt. Naja, immerhin haben die uns dann mit unseren Unmengen an Gepäck geholfen :-)








Am 9.07. ging es dann per Nachtzug weiter nach Hong Kong - Tobi hat dieses Abenteuer dokumentiert:

"Eine ganz normale chinesische Zugfahrt.
Da die vielen Chinesen ja auch alle irgendwo leben müssen, sind die Distanzen in China auch nicht zu unterschätzen. So haben wir es uns ganz einfach vorgestellt: Warum nicht einfach die 14 Stunden Zugfahrt von Guilin nach Hongkong im komfortablen 6er-Abteil mit Schlafkabinen verbringen? Das antike Buchungssystem der chinesischen Bahn hat uns aber leider einen Strich durch die Rechnung gemacht: Die Tickets lassen sich nicht wie aus der Heimat gewohnt bequem von zu Hause aus buchen, sondern man muss sie nur wenige Tage vor Reiseantritt direkt am Schalter kaufen. Während ich also – gemustert von neugierigen einheimischen Blicken – damit beschäftigt war, unsere Unmengen an Gepäck zu bewachen, hatte Sophia das Vergnügen, unsere Position in der laut-schreienden Menschenmenge, die sich an 20 Schaltern kilometerlang an dem Ticketoffice anstellte – zu verteidigen. Und das Ganze bei gefühlten 35°C Umgebungstemperatur! Nach endloser Wartezeit waren wir dann auch schon fast mit den Nerven am Ende – leider war das für die Kapazität der Schlafwagentickets auch der Fall und wir mussten einen normalen Sitzplatz in der „Holzklasse“ buchen. Die zwei Amerikaner vor uns in der Schlange haben uns die Tickets immerhin nicht wegschnappen können, das sie nur mit einem kleinen Landkartenausschnitt bewaffnet und ohne chinesische Sprach- und Geographiekenntnisse ausgestattet ihren Buchungsversuch verzweifelt abrechen mussten – und das Ganze nach einer Stunde Schlange stehen…

Nach unserer Zeit in Yangshuo war es dann also soweit – das Abenteuer Zugfahrt sollte beginnen. Wir hatten das Glück, dass wir noch mit als erstes eingestiegen sind, so dass wir zumindest unser gesamtes Gepäck mühelos verstauen konnten. So nahmen wir also guten Mutes auf unseren Sitzplätzen Platz. Der Zug füllte sich zunehmend und es kam uns so vor, als würde ganz China in unser Abteil einsteigen. Auch die Tatsache, dass bald alle Sitzplätze belegt waren, schien niemanden zu stören und so quetschten sich in alle freien Ecken noch Leute und schon nach kurzer Zeit war auch schon der komplette Fussboden belegt. Von so einer Auslastung könnte die Deutsche Bahn nur träumen!



So vergingen also die Stunden, wobei an Schlaf (trotz „Nachtfahrt“) nicht zu denken war. Der Lautstärkepegel in unserem Abteil ähnelte einem Jahrmarkt, was zum größten Teil auch an der chinesischen Eigenschaft lag, erst dann ans Telefon zu gehen, wenn das komplette Abteil den Klingelton schon auswendig mitsummen kann. Im anschließenden Telefonat wird sich dann so lange angeschrien, bis es einem vor Heiserkeit die Stimme verschlägt. Auf Mitreisende (besonders direkte Sitznachbarn) wird dabei grundsätzlich keine Rücksicht genommen. Auch die Manieren werden für eine enge Zugfahrt nicht verändert (warum auch?) und so waren die noch wenigen freien Stellen auf dem Fussboden schon nach kurzer Zeit mit Müll und Essensresten übersät.  Auch die chinesische Eigenschaft, dass Kleinkinder so ziemlich überall ihr Geschäft verrichten dürfen, wurde im Zug permanent durchgezogen. Hierzu sparen wir uns weitere Details ;) Nach 14 Stunden sitzen, keiner Minute Schlaf und 4 geschwollenen Beinen hatten wir es dann endlich geschafft – Die Zugfahrt endete in unserem Zielort Shenzhen."
    

      Shenzhen liegt direkt vor Hong Kong, gehört aber noch zur VR China. Es ist sehr viel günstiger, erst nach Shenzhen zu fahren/fliegen, und dann von dort aus mit der Metro (es gibt sehr gute Verbindungen) nach HK reinzufahren. So haben wir das dann auch gemacht.

      In HK waren wir erstmal geschockt von den Platzverhältnissen: Alles ist total eng und zugebaut (dabei ist der größte Teil von Hong Kongs Inselwelt grün und naturbelassen!). Unser Hostelzimmer sah dann auch dementsprechend aus wie ein Schuhkarton - man konnte sich kaum einmal um die eigene Achse drehen. Hong Kong an sich hat uns aber ganz gut gefallen: Die Bevölkerung ist bunt gemischt, es gibt neben den Chinesen z.B. viele Inder und Afrikaner. Wie in China fühlt man sich in HK wirklich nicht - die Stadt ist modern und international, noch dazu mit vielen sichtbaren Einflüssen aus der britischen Kolonialzeit, was mich ziemlich an Singapur erinnert hat. "Hong Kong" ist übrigens kein chinesisches Wort, sondern eine englische Abwandlung des kantonesischen (südchinesischer Dialekt) Worts "Heunggong" und heißt soviel wie "Duftender Hafen".


Hong Kong besteht aus 262 Inseln mit einigen schönen Stränden. Hier Stanley Beach:




Hochhäuserschluchten...


Die berühmte Lichtershow an der Skyline von Hong Kong Island (jeden Abend von 20.00 - 20.20 Uhr):



Nach drei schönen Tagen in Hong Kong ging unser Trip weiter nach Xiamen, dieses Mal wieder bequem und schnell im Flugzeug. Xiamen ist die Stadt, wo ich ab September mein Praktikum machen werde, deshalb haben wir dort einen Zwischenstopp eingelegt. Sie ist ziemlich klein und liegt im Südosten Chinas direkt am Meer. Ich hatte dort die Gelegenheit, schonmal meine Firma und meine zukünftige Chefin kennenzulernen. Außerdem haben Tobi und ich es geschafft, innerhalb eines Nachmittags (mit Hilfe eines anderen Deutschen, der dort schon länger wohnt) eine Wohnung für mich zu finden. Hier die Aussicht aus meinem neuen Zuhause (31. Stock in einem Hochhaus) - man kann sogar das Meer sehen!


Wir haben uns auch einer klassischen chinesischen Massage unterzogen. Die darf man sich aber auf keinen Fall so vorstellen, wie wir sie aus Deutschland kennen: Erstens behält man alle Kleider an, zweitens sitzt man, drittens ist sie ziemlich günstig und viertens schreit man vor Schmerzen - also ich zumindest. Die "Massage" war sooo unangenehm!! Ich hatte  hinterher sogar einen blauen Fleck am Arm. Aber bei den Chinesen gilt eben "No pain, no gain", und danach fühlt man sich tatsächlich gut ;-)


Von Xiamen aus starteten wir wieder per Zug - nur schlappe sechs Stunden - nach Hangzhou. Darauf waren wir schon sehr gespannt, weil wir dort beide schon einmal längere Zeit gewohnt haben. So sieht übrigens ein typischer chinesischer Bahnhof kurz vor der Abfahrt eines Zuges aus:


Hangzhou ist berühmt für seinen West Lake und wird von vielen Chinesen als die schönste Stadt Chinas bezeichnet:



Wir haben in unserer damaligen Stammbar tatsächlich (zufällig) zwei alte Bekannte getroffen und waren außerdem mit Tobis ehemaligen Kollegen essen:


Und dann war unser Urlaub leider auch schon vorbei. Einen Tag und eine Nacht haben wir noch in Shanghai verbracht und eine alte Freundin aus Hangzhou getroffen, dann hat sich Tobi wieder auf den Heimweg nach Deutschland gemacht.... Ich bin jetzt mit Luisa auf Hainan, einer Insel südlich vom Festland Chinas. Berichte folgen!

Dienstag, 5. Juli 2011

Abschied, Wiedersehen & Hochwasser in Chengdu

Das Semester hier an der Uni ist jetzt vorbei und jeden Tag verabschiedet sich jemand anders und verlässt Chengdu. Schon schade, wir hatten wirklich ein schöne Zeit zusammen!



Als Erinnerung haben wir uns Qipaos, traditionelle chinesische Kleider, nähen lassen:

Zum Ausgleich für die vielen Abschiede von den Leuten hier, ist wenigstens der langersehnte Besuch aus Deutschland endlich da :-)))


Gutes Wetter hat er allerdings nicht mitgebracht ;-) Was mit einem zwar starken, aber harmlos wirkenden Regen anfing, endete im Hochwasser... Noch war alles gut:

Aber das Wasser wurde einfach nicht weniger...

...und am Ende standen wir bis zu den Knien im Wasser. Ein Taxifahrer hat uns erzählt, dass die Verkehrslage an diesem Tag genauso schlimm war wie am Tag des Erdbebens 2008! Aus unserem geplanten "kurzen" Ausflug ins Stadtzentrum wurde so eine fünfstündige Tour. Zum Glück wurde aber anscheinend niemand verletzt!



Und wie geht's jetzt weiter? Bevor im September mein Praktikum anfängt, bin ich erstmal mit jeder Menge Besuch aus Deutschland in China unterwegs. Los geht's morgen, und zwar nach Guilin. Danach folgen Hong Kong, Xiamen, Hangzhou, Shanghai und viele mehr :-) Ich werde berichten!!