Samstag, 23. Juli 2011

Der erste Teil des Sommers und meine Reise mit Tobi ist leider schon wieder vorbei. Die drei Wochen sind viel zu schnell rumgegangen!! Unsere Tour hat uns einmal quer durch den Süden Chinas geführt:


Los ging es, wie schon berichtet, in Chengdu. Dort hab ich dann alle meine Zelte abgebrochen und 40 (!!) kg mit der Post zu meiner Praktikums-Firma geschickt, damit ich während der ganzen Reisen nicht so viel Zeug mit mir rumschleppen muss. Zum Glück ist die Post hier relativ günstig. Am 6.07. sind wir nach Guilin bzw. Yangshuo geflogen. Die Landschaft ist bekannt für ihre Karstberge - mittlerweile ist Guilin übrigens die Stadt, die die meisten chinesischen Touristen anzieht und die Landschaft ist so berühmt, dass sie es sogar auf den 20 Yuan-Schein geschafft hat:



Auch ausländische Touristen findet man in Guilin wie Sand am Meer. Es gibt an jeder Ecke ausländische Restaurants...

...und jeder Chinese dort kann mindestens fünf Sätze englisch (was in China wirklich nicht selbstverständlich ist!)
Uns hat es dort, trotz der vielen Touris, echt gut gefallen. Die Landschaft ist wirklich sehenswert und man kann jede Menge unternehmen: Wandern, Radtouren, Bamboo-Rafting usw.




Lustig war es, als wir nach unserer Ankunft den "Free Pick-Up-Service" unseres Hostels in Anspruch nehmen wollten. Der kam dann auch, allerdings nicht in Form eines Autos, sondern in Menschengestalt. Naja, immerhin haben die uns dann mit unseren Unmengen an Gepäck geholfen :-)








Am 9.07. ging es dann per Nachtzug weiter nach Hong Kong - Tobi hat dieses Abenteuer dokumentiert:

"Eine ganz normale chinesische Zugfahrt.
Da die vielen Chinesen ja auch alle irgendwo leben müssen, sind die Distanzen in China auch nicht zu unterschätzen. So haben wir es uns ganz einfach vorgestellt: Warum nicht einfach die 14 Stunden Zugfahrt von Guilin nach Hongkong im komfortablen 6er-Abteil mit Schlafkabinen verbringen? Das antike Buchungssystem der chinesischen Bahn hat uns aber leider einen Strich durch die Rechnung gemacht: Die Tickets lassen sich nicht wie aus der Heimat gewohnt bequem von zu Hause aus buchen, sondern man muss sie nur wenige Tage vor Reiseantritt direkt am Schalter kaufen. Während ich also – gemustert von neugierigen einheimischen Blicken – damit beschäftigt war, unsere Unmengen an Gepäck zu bewachen, hatte Sophia das Vergnügen, unsere Position in der laut-schreienden Menschenmenge, die sich an 20 Schaltern kilometerlang an dem Ticketoffice anstellte – zu verteidigen. Und das Ganze bei gefühlten 35°C Umgebungstemperatur! Nach endloser Wartezeit waren wir dann auch schon fast mit den Nerven am Ende – leider war das für die Kapazität der Schlafwagentickets auch der Fall und wir mussten einen normalen Sitzplatz in der „Holzklasse“ buchen. Die zwei Amerikaner vor uns in der Schlange haben uns die Tickets immerhin nicht wegschnappen können, das sie nur mit einem kleinen Landkartenausschnitt bewaffnet und ohne chinesische Sprach- und Geographiekenntnisse ausgestattet ihren Buchungsversuch verzweifelt abrechen mussten – und das Ganze nach einer Stunde Schlange stehen…

Nach unserer Zeit in Yangshuo war es dann also soweit – das Abenteuer Zugfahrt sollte beginnen. Wir hatten das Glück, dass wir noch mit als erstes eingestiegen sind, so dass wir zumindest unser gesamtes Gepäck mühelos verstauen konnten. So nahmen wir also guten Mutes auf unseren Sitzplätzen Platz. Der Zug füllte sich zunehmend und es kam uns so vor, als würde ganz China in unser Abteil einsteigen. Auch die Tatsache, dass bald alle Sitzplätze belegt waren, schien niemanden zu stören und so quetschten sich in alle freien Ecken noch Leute und schon nach kurzer Zeit war auch schon der komplette Fussboden belegt. Von so einer Auslastung könnte die Deutsche Bahn nur träumen!



So vergingen also die Stunden, wobei an Schlaf (trotz „Nachtfahrt“) nicht zu denken war. Der Lautstärkepegel in unserem Abteil ähnelte einem Jahrmarkt, was zum größten Teil auch an der chinesischen Eigenschaft lag, erst dann ans Telefon zu gehen, wenn das komplette Abteil den Klingelton schon auswendig mitsummen kann. Im anschließenden Telefonat wird sich dann so lange angeschrien, bis es einem vor Heiserkeit die Stimme verschlägt. Auf Mitreisende (besonders direkte Sitznachbarn) wird dabei grundsätzlich keine Rücksicht genommen. Auch die Manieren werden für eine enge Zugfahrt nicht verändert (warum auch?) und so waren die noch wenigen freien Stellen auf dem Fussboden schon nach kurzer Zeit mit Müll und Essensresten übersät.  Auch die chinesische Eigenschaft, dass Kleinkinder so ziemlich überall ihr Geschäft verrichten dürfen, wurde im Zug permanent durchgezogen. Hierzu sparen wir uns weitere Details ;) Nach 14 Stunden sitzen, keiner Minute Schlaf und 4 geschwollenen Beinen hatten wir es dann endlich geschafft – Die Zugfahrt endete in unserem Zielort Shenzhen."
    

      Shenzhen liegt direkt vor Hong Kong, gehört aber noch zur VR China. Es ist sehr viel günstiger, erst nach Shenzhen zu fahren/fliegen, und dann von dort aus mit der Metro (es gibt sehr gute Verbindungen) nach HK reinzufahren. So haben wir das dann auch gemacht.

      In HK waren wir erstmal geschockt von den Platzverhältnissen: Alles ist total eng und zugebaut (dabei ist der größte Teil von Hong Kongs Inselwelt grün und naturbelassen!). Unser Hostelzimmer sah dann auch dementsprechend aus wie ein Schuhkarton - man konnte sich kaum einmal um die eigene Achse drehen. Hong Kong an sich hat uns aber ganz gut gefallen: Die Bevölkerung ist bunt gemischt, es gibt neben den Chinesen z.B. viele Inder und Afrikaner. Wie in China fühlt man sich in HK wirklich nicht - die Stadt ist modern und international, noch dazu mit vielen sichtbaren Einflüssen aus der britischen Kolonialzeit, was mich ziemlich an Singapur erinnert hat. "Hong Kong" ist übrigens kein chinesisches Wort, sondern eine englische Abwandlung des kantonesischen (südchinesischer Dialekt) Worts "Heunggong" und heißt soviel wie "Duftender Hafen".


Hong Kong besteht aus 262 Inseln mit einigen schönen Stränden. Hier Stanley Beach:




Hochhäuserschluchten...


Die berühmte Lichtershow an der Skyline von Hong Kong Island (jeden Abend von 20.00 - 20.20 Uhr):



Nach drei schönen Tagen in Hong Kong ging unser Trip weiter nach Xiamen, dieses Mal wieder bequem und schnell im Flugzeug. Xiamen ist die Stadt, wo ich ab September mein Praktikum machen werde, deshalb haben wir dort einen Zwischenstopp eingelegt. Sie ist ziemlich klein und liegt im Südosten Chinas direkt am Meer. Ich hatte dort die Gelegenheit, schonmal meine Firma und meine zukünftige Chefin kennenzulernen. Außerdem haben Tobi und ich es geschafft, innerhalb eines Nachmittags (mit Hilfe eines anderen Deutschen, der dort schon länger wohnt) eine Wohnung für mich zu finden. Hier die Aussicht aus meinem neuen Zuhause (31. Stock in einem Hochhaus) - man kann sogar das Meer sehen!


Wir haben uns auch einer klassischen chinesischen Massage unterzogen. Die darf man sich aber auf keinen Fall so vorstellen, wie wir sie aus Deutschland kennen: Erstens behält man alle Kleider an, zweitens sitzt man, drittens ist sie ziemlich günstig und viertens schreit man vor Schmerzen - also ich zumindest. Die "Massage" war sooo unangenehm!! Ich hatte  hinterher sogar einen blauen Fleck am Arm. Aber bei den Chinesen gilt eben "No pain, no gain", und danach fühlt man sich tatsächlich gut ;-)


Von Xiamen aus starteten wir wieder per Zug - nur schlappe sechs Stunden - nach Hangzhou. Darauf waren wir schon sehr gespannt, weil wir dort beide schon einmal längere Zeit gewohnt haben. So sieht übrigens ein typischer chinesischer Bahnhof kurz vor der Abfahrt eines Zuges aus:


Hangzhou ist berühmt für seinen West Lake und wird von vielen Chinesen als die schönste Stadt Chinas bezeichnet:



Wir haben in unserer damaligen Stammbar tatsächlich (zufällig) zwei alte Bekannte getroffen und waren außerdem mit Tobis ehemaligen Kollegen essen:


Und dann war unser Urlaub leider auch schon vorbei. Einen Tag und eine Nacht haben wir noch in Shanghai verbracht und eine alte Freundin aus Hangzhou getroffen, dann hat sich Tobi wieder auf den Heimweg nach Deutschland gemacht.... Ich bin jetzt mit Luisa auf Hainan, einer Insel südlich vom Festland Chinas. Berichte folgen!

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