Mittwoch, 2. November 2011

Hong Kong, die Vierte

Der 1. Oktober und die Tage danach, auch bekannt als "Goldene Woche", sind in China Feiertage, da die Volksrepublik am 1. Oktober 1949 gegründet wurde. 


Für mich traf sich das ganz gut, denn mein Visum wäre am 30. September abgelaufen und ich musste an diesem Tag spätestens aus China raus, um ein neues Visum zu beantragen. (Die Strafe, falls man trotz abgelaufenem Visum in China bleibt, beträgt übrigens 500 Yuan (=ca. 50 Euro) pro Tag!) Dieses neue Visum kann man NICHT innerhalb von China beantragen, sondern man muss dafür ausreisen. Hong Kong bietet sich natürlich an, da es nicht allzuweit weg ist. 
Mit dem Visum für China ist das ja so eine Sache.... Ich war bereits im August, als ich mit Franzi und Jessica in HK war, bei der Visumsbehörde, und habe einen Antrag gestellt. Meine Unterlagen waren vollständig und richtig, das hat mir auch die Frau bestätigt, die meine Sachen entgegengenommen hat. Am nächsten Tag kam ich wieder, um meinen Pass abzuholen, mit dem Ergebnis "no visa". Woran es genau gescheitert war, weiß ich immernoch nicht - vermutlich an der Willkür der Beamten. In China laufen die Dinge eben etwas anders, man hat kein Recht auf irgendetwas und kann darauf bestehen, so wie es in Deutschland wäre, sondern kann nur hoffen, dass man an einen Beamten gerät, der grade einen guten Tag hat....   

Tja, so musste ich also nochmal nach Hong Kong. Wieder alle Unterlagen dabei, sogar erneuert, Foto auch dieses Mal mit blauem Hintergrund statt weißem, falls es daran gelegen hätte. Ergebnis: Statt dem Business-Visum, das ich gebraucht hätte, habe ich nur ein Touristenvisum für drei Monate bekommen. Das ist an sich nicht so tragisch, aber mit einem Touristenvisum darf man eigentlich nicht arbeiten. Da ich aber wirklich alles versucht habe, um ein Business-Visum zu bekommen, ist mir das jetzt auch echt egal!

Ein Gutes hatte die ganze Sache: Roberta, eine Freundin aus dem letzten Semester in Chengdu, hatte das gleiche Visums-Problem und so konnten wir wenigstens ein paar schöne Tage in Hong Kong zusammen verbringen. 



Das war jetzt mein viertes Mal in Hong Kong und die Stadt gefällt mir echt immer besser, je öfter ich dort bin. Einerseits ist sie mit ihren Muli-Kulti-Einwohnern total exotisch - es gibt einfach alles: Araber, Inder, Afrikaner, Chinesen, Briten... - andererseits hat sie auch eine moderne und sehr westliche Seite, es gibt an jeder Ecke Supermärkte, in denen man westliche Produkte kaufen kann (z.B. Müsli - in Chengdu gabs das höchstens bei Metro, sonst nirgends!) und man findet jede Menge ausländische Restaurants, Bars, etc. Sogar eine deutsche Weinstube! (siehe Bild)


Wenn man aus Deutschland nach Hong Kong fliegt, kommt einem wahrscheinlich alles ziemlich chinesisch vor, aber wenn man davor in Festland-China war, fühlt man sich in Hong Kong fast wie "zu Hause"! Das liegt, glaube ich, vor allem an den Hong Kong-Chinesen. Die sind, wahrscheinlich durch den britischen Einfluss, einfach ganz anders als Han-Chinesen und uns Westlern vom Verhalten her viel, viel ähnlicher. Man fühlt sich hier einfach nicht so fremd. Dazu kommt noch, dass man in HK als Europäer überhaupt nicht angestarrt wird. Klar, dort ist eh so ziemlich jede Nation vertreten und die Leute drehen sich garantiert nicht nach einem um, nur weil man helle Augen und Haare hat. Das war sooo angenehm! Hong Kong ist auf jeden Fall nicht wirklich "China", aber definitiv eine Reise wert!

Die Probleme an Hong Kong sind die Preise und der Platz - im Vergleich zu China ist alles ziemlich teuer und was den Platz angeht...der ist schlicht und einfach nicht vorhanden. Kein Wunder, dass nur noch in die Höhe gebaut wird. Angeblich hat Hong Kong schon mehr Hochhäuser als New York!


Lustigerweise haben sich Anjas und mein Hong Kong-Aufenthalt überschnitten, so dass wir uns doch nochmal gesehen haben :-)


Als wir in Soho, dem etwas nobleren Bar- und Restaurantviertel unterwegs waren, wurde gerade überall die Australian Football League übertragen und es herrschte ne richtig tolle Stimmung, eigentlich wie in Deutschland bei der WM! So viele Ausländer hab ich schon lange nicht mehr auf einem Haufen gesehen - ein gutes Gefühl ;-)




Am 1. Oktober selbst ging in Hong Kong die Post ab - Straßen wurden gesperrt und abends gab es ein riesiges Feuerwerk über dem Hafen:




Ich habe mich allerdings gewundert, dass dieser Tag in Hong Kong so groß gefeiert wurde, wohingegen im "richtigen" China überhaupt nichts Besonderes los war.



Leider mussten wir Hong Kong bald wieder verlassen, worüber sich eigentlich nur unsere Geldbeutel gefreut haben. Wir haben dann noch ein paar Tage in Guangzhou, einer Stadt eine Zugstunde von Hong Kong entfernt, bei Freunden von Roberta verbracht. Guangzhou liegt am Perlflussdelta und ist vielen Ausländern als Industriestadt bekannt - viele der Fabriken, wo die Billigware "Made in China" herkommt, also z.B. Spielzeug etc., befinden sind in Guangzhou. Das war auch der Grund, warum ich mir die Stadt immer ziemlich hässlich vorgestellt habe, aber eigentlich fand ich es ganz schön dort!



Eine weitere Eigenart der Chinesen: Statt Speisekarten gibt es die Gerichte oft aus Plastik oder anderem Material nachgebildet, sodass man sich das Ganze sehr bildlich vorstellen kann ;-) Außerdem praktisch für Ausländer, die kein chinesisch können! Links das echte Essen, rechts die Nachbildung:


Der Guangzhou Tower

Das Stadion



Da wir schonmal frei hatten, dachten wir, wir tun mal was für Körper und Geist und haben uns einer chinesischen Spezialbehandlung unterzogen. Man sollte eigentlich meinen, nach mehreren Erfahrungen dieser Art hätte ich was draus gelernt, aber nein.... Also lasst euch gesagt sein: Irgendwelche Behandlungen nach "traditioneller chinesischer Art" sind eigentlich nie ne gute Idee, außer ihr steht auf Schmerzen ;-) Dieses Mal haben wir die "Saugnäpfe" getestet. Dabei werden einem halboffene Glaskugeln, in die davor kurz eine Flamme gehalten wurde, auf den Rücken gesetzt. Die saugen sich dann fest - und wie fest!!! - und sollen die Giftstoffe aus dem Körper herausziehen. Nach 10 Minuten kommen die Teile dann wieder ab und man hat für die nächsten sieben Tage diese schönen Kreise auf dem Rücken:

Je dunkler die Kreise, desto mehr Giftstoffe hat man an dieser Stelle angeblich im Körper. Nachdem sie unsere Kreise professionell begutachtet hatte, kam unsere Chinesin dann zum dem Schluss, dass wir beide zu viel rauchen würden ;-) Kann also wohl nicht so viel dran sein an dieser Behandlung...

Zurück in Xiamen bekam ich dann gleich wieder Besuch, diesmal von Tanja. Xiamen liegt ja schon recht weit südlich und so hatten wir - obwohl schon Oktober war - trotzdem noch Strandwetter :-)









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