Dienstag, 27. September 2011

Drei Köpfe und ein Doppelkopf :-)

Sehr verehrte Leserinnen und Leser…. ;-)
Nach langer Abstinenz melde ich mich endlich zurück J Ein großes Dankeschön an Franzi und Jessica, die mit ihren Gastbeiträgen dafür gesorgt haben, dass hier wenigstens ab und zu mal etwas zu lesen war. Bei dem ganzen Rumgereise hat mir einfach die nötige Zeit und Ruhe und außerdem auch ein guter Internetzugang gefehlt, so dass der Blog leider etwas vernachlässigt (aber nicht vergessen!!) wurde. Ich habe zwar schon seit drei Wochen mit meinem Praktikum angefangen, aber ich will die Reihenfolge nicht durcheinanderbringen, deshalb kommen jetzt erstmal noch die Berichte über die restlichen Reisen, bevor ich euch etwas über Xiamen erzählen werde

Hier unsere Reiseroute:

Nachdem Jessica sich wieder in Richtung Deutschland verabschiedet hatte, sind Jonny, Mama und ich nach Shanghai gefahren. Dort war unser reserviertes Zimmer schon besetzt, so dass wir in eine Familysuite umgebucht wurden – für den gleichen Preis versteht sich. Auch nicht schlecht ;) Shanghai verkörpert ja eher den modernen Teil von China und jeder Ausländer hat wahrscheinlich schonmal ein Bild der Skyline gesehen. Auch wir haben uns das natürlich nicht entgehen lassen:


Unser Aufenthalt in Shanghai war leider etwas getruebt dadurch, dass ich gleich am ersten Tag krank wurde. Ich hatte ploetzlich und ohne ersichtlichen Grund starke Schmerzen an allen moeglichen Stellen und nach ein paar Tagen kamen auch noch rote Flecken an den Beinen dazu. So kam ich dann in das Vergnuegen, mir ein chinesisches Krankenhaus mal von innen anzuschauen. Was man da so gesehen hat sah allerdings nicht so wirklich vertrauenswuerdig aus, deshalb haben wir die Flucht ergriffen und sind in eine Auslaenderklinik gefahren. Dort sah es aus wie in einer Arztpraxis in Deutschland und mein Arzt war ein Amerikaner. Helfen konnte er mir aber nicht, trotz aller moeglicher Tests. Letztendlich hat er mir einfach Antibiotika mitgegeben, die nach ein paar Tagen auch gewirkt haben – die Schmerzen waren von einem Moment auf den anderen weg! Das war schon sehr, sehr seltsam… Naja, wenigstens hat sich somit meine Auslandskrankenversicherung schonmal gelohnt!

Trotz Krankheit haben wir aber versucht, viel von der Stadt zu sehen – im Schonprogramm eben. So haben wir dann auch eine Tour mit dem “Big Bus” gemacht. Der “Big Bus” ist ein roter, doppelstoeckiger Bus (oben sitzt man im Freien), der alle Sehenswuerdigkeiten der Stadt ansteuert. Die Fahrgaeste koennen sich dabei ueber Kopfhoerer den geschichtlichen und kulturellen Hintergrund und weitere Infos ueber die Plaetze anhoeren. Das Ganze gibts in verschiedenen Sprachen, sogar auf deutsch. Man kann auch zwischendurch aussteigen, sich die Sachen anschauen und dann wieder in den naechsten Bus zusteigen und die Tour fortsetzen. Diesen “Big Bus” gibt es in fast allen grossen Staedten auf der Welt und ich hab damit auch schon in Singapur und Hong Kong gute Erfahrungen gemacht! Man sieht in kurzer Zeit total viel von der Stadt und kann dann entscheiden, was man sich noch naeher anschauen will. Dadurch, dass ich ja nicht so fit war, kam uns das natuerlich besonders gelegen und fuer das, was uns geboten wurde, war der Preis wirklich super! Kann ich auf jeden Fall weiterempfehlen J










Auf das World Financial Center (492m hoch, auch bekannt als „Flaschenöffner“, wegen des Lochs oben in der Mitte, siehe Bild) haben wir uns sogar hochgewagt. 


Die Aussicht war zwar etwas versmogt, aber trotzdem beeindruckend. Wenn man die Stadt von oben sieht, kommt sie einem (oder mir zumindest) aber doch ziemlich grau und trist vor!





Dafuer ist die Skyline bei Nacht wirklich schoen! Wir haben eine Bootsfahrt auf dem Huangpu-Fluss (der den alten und neuen Stadtteil Shanghais trennt) gemacht und dabei die schoen beleuchteten Gebaeude bewundert.





Im neuen “Bullet Train” (bullet heisst Gewehrkugel, sprich der Zug ist so schnell wie eine Kugel) ging es dann in nur fuenfeinhalb Stunden von Shanghai nach Peking – und das sind immerhin 1200 Kilometer (Luftlinie)! Zu Schueleraustauschzeiten haben wir die gleiche Strecke im Nachtzug in 14 Stunden zurueckgelegt!

Obwohl Peking annaehernd so groess ist wie Shanghai, ist die Stadt ganz anders. Manche Leute sagen ja auch, wer Shanghai mag, mag Peking nicht und andersrum. Ich glaube, wenn ich waehlen muesste, wuerde ich Peking vorziehen. Shanghai gefaellt mir zwar, aber laenger als ein paar Tage wuerde ich es da nicht aushalten – zu voll, zu hektisch, zu laut… Peking ist noch viel traditioneller als Shanghai und insgesamt herrscht dort meiner Meinung nach eine enspanntere Atmosphaere.

Jonny hat den ersten Tag in Peking gleich mal genutzt, um jede Menge "leckere" Snacks zu probieren ;)

Seepferdchen...

...oder doch lieber ein paar Maden?


*iiiiiiihgitt*


Schmeckt's?


Auf unserem Programm standen natuerlich auch die ueblichen Touristenattraktionen: Die verbotene Stadt (die meiner Meinung nach übrigens nicht wirklich spannend ist, aber man muss es halt mal gesehen haben)...




...der Sommerpalast...




...und – das Highlight – die chinesische Mauer. Hoch gings mit der Seilbahn und runter mit der Bobbahn ;) Oben haben wir noch einige Stufen erklommen, was echt megaanstrengend war, denn es geht da zum Teil richtig steil hoch!!
Die Deutschen sind ja angeblich die reisefreudigste Nation der Welt und unser Tagesausflug zur Mauer kann das nur bestaetigen: Wir waren dort einfach permanent von Deutschen umgeben! 





Um das Heimatgefuehl perfekt zu machen, waren wir abends noch mit Luisa in einem deutschen Restaurant namens “Schindlers Anlegestelle” essen. Bei Jaegerschnitzel und Spaetzle haette man fast vergessen koennen, dass man sich grade am anderen Ende der Welt befindet ;) Das allerbeste war aber die Apfelschorle MIT Kohlensäure!!! Das fehlt mir wirklich, denn hier gibt es kein Wasser mit Kohlensaeure und auch Saft ist nicht ueberall zu kriegen. Wenn man das stille Wasser nach einer Weile nicht mehr sehen kann, greift man deshalb schnell zu Cola etc., und das ist halt nicht grad die beste Alternative…


Natuerlich waren wir auch im “Vogelnest”, dem fuer die olympischen Spiele 2008 erbauten Stadion. Zufaelligerweise fand dort gerade die Segway-Weltmeisterschaft statt ;)




Beim Anfeuern ;-)

Eigentich war ja geplant, mit dem Nachtzug nach Xi’an weiterzufahren. Da ich aber das chinesische Zugticket-Verkaufssystem immernoch nicht richtig durchschaut hab und auch die Chinesen da anscheinend nicht so richtig durchblicken, haben wir – mal wieder – keine Tickets mehr bekommen. Man kann die Tickets nicht wie bei uns einfach im Internet kaufen, sondern muss direkt zur Verkaufsstelle gehn. Das Problem dabei ist, dass sich die Zeitspanne, wie lange vor der Fahrt man das Ticket kaufen kann, staendig aendert. Mal sind es fuenf Tage, mal zehn, mal sechs…die Tickets fuer Nachtzuege sind ausserdem sehr begehrt und immer schnell ausverkauft. Mama und Jonny sind somit leider um das Vergnuegen einer Fahrt im Schlafwagen gekommen ;)

Xi’an befindet sich – im Vergleich zu Shanghai und Peking – relativ weit westlich und ist uebrigens nicht allzu weit weg von Chengdu, der Stadt, in der ich das letzte Semester verbracht habe. Xi’an liegt an der beruehmten Seidenstrasse, einem Handelsweg, über den früher Seide und viele andere Waren von Ostasien bis ans Mittelmeer transportiert wurden, und war frueher einmal Hauptstadt von China. Heute kennen die meisten Auslaender die Stadt vor allem wegen der Terracotta-Armee, die man 1974 zufällig entdeckt und ausgegraben hat. Der erste Kaiser von China hatte sich vor seinem Tod eine ganze Armee aus Terracotta-Soldaten, -Pferden und -Kutschen bauen lassen, von denen jede/r/s der über 7000 individuell gestaltet ist. 





In Deutschland wurde die Terracotta-Armee vor ein paar Jahren noch bekannter, weil sich ein deutscher Kunststudent als Soldat verkleidet in die Reihen der Terracotta-Figuren geschlichen hatte und dort stundenlang bewegungslos und natürlich verbotenerweise stand, bis er schließlich entdeckt wurde, weil er geblinzelt hatte - ich will lieber nicht wissen, was die Chinesen mit dem gemacht haben... ;) (Falls es jemand nachlesen will: http://www.sueddeutsche.de/panorama/china-der-deutsche-terrakotta-krieger-1.854395 )

In Xi’an leben außerdem sehr viele muslimische Chinesen und dementsprechend gehört auch das muslimische Viertel inklusive Moschee zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt. Wir waren besonders fasziniert davon, wie ein Mann aus einem Teigklumpen in vielen, vielen Schritten Handarbeit Nudeln gemacht hat. Ziemlich widerlich dagegen waren die riesigen Fleischberge, die draußen in der Sonne lagen, umschwirrt von hunderten von Fliegen, und echt bestialisch gestunken haben..und das will noch jemand essen???





Transportkünstler

Eine Grille als Haustier?


Zum Abschluss waren wir noch auf der Stadtmauer von Xi'an. Sie ist die einzige Stadtmauer in China, die noch komplett erhalten ist. Insgesamt ist sie ca. 14 km lang und sehr breit; man kann oben sogar Fahrräder ausleihen und eine Tour machen! Ganz drum herum haben wir es aber nicht geschafft, die Räder waren einfach zu schrottmäßig dafür ;-) Wir haben lieber ein paar Runden Doppelkopf (ein Kartenspiel, für die, die es nicht kennen) gespielt, was Mama und Jonny mir auf der Reise beigebracht haben. Und wer kann schon von sich behaupten, auf der Stadtmauer der ehemaligen Hauptstadt Chinas Doppelkopf gespielt zu haben?! :-)





Die Stärkung nach der "anstrengenden" Fahrradtour ;-)


Von Xi'an aus ging es (wieder aufgrund mangelnder Zugtickets) per Flugzeug zurück nach Shanghai. Von dort aus sollten Mama und Jonny am nächsten Morgen zurück nach Deutschland fliegen. Am Abend gab es aber erstmal noch einige Runden Doppelkopf - ich bin mal gespannt, ob ich die Regeln noch kann, wenn ich heimkomme! Später am Abend haben Jonny und ich uns noch in das chinesische Nachtleben gestuerzt, denn Steffi hat in ihren Geburtstag reingefeiert.




Dann war aber leider Abschied nehmen angesagt. Unsere Reise bzw. die gemeinsame Zeit ging, wie alle Reisen in diesem Sommer, viel zu schnell vorbei! Der nächste Besuch ließ jedoch nicht lang auf sich warten: Kaum saßen Mama und Jonny im Flugzeug, machte ich mich ebenfalls auf den Weg zum Flughafen, um Anja abzuholen. Mehr dazu im nächsten Beitrag :-)

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