Dienstag, 20. September 2011

Gastbeitrag von Jessica

Nachdem Franzi uns in Hong Kong leider verlassen hat, ging meine und Sophias Reise mit dem Nachtzug weiter nach Guilin bzw. eigentlich nach Yangshuo. Auch diese Fahrt war eigentlich wieder ganz lustig und angenehm und überhaupt nicht so furchtbar, wie ich nach Tobis Bericht befürchtet hatte! Eine Chinesin in unserem Alter hatte bei uns im Abteil auch ein Bett und als sie herausgefunden hat, dass Sophia Chinesisch kann, war sie völlig hin und weg von ihr. Als wir dann am nächsten Morgen in Guilin ankamen, wich sie uns (oder eher Sophia, mit mir konnte sie ja nicht so viel anfangen ;-)) auch nicht mehr von der Seite, bis wir sie schließlich im Gedränge am Busbahnhof ohne Verabschiedung verloren haben. 

Anderthalb Bus-Stunden später kamen wir dann am feuchtesten Ort unserer Reise an: Yangshuo. Die Luftfeuchtigkeit ist durch die umliegenden Flüsse so hoch, dass nicht nur unsere Betten feucht waren, sondern nach den fast drei Tagen auch sämtliche unserer Klamotten. Abgesehen davon, war es in Yangshuo wirklich cool! Die Umgebung mit den scharf aufsteigenden Karstbergen sah einfach toll aus, sodass wir beschlossen haben, eine Fahrradtour zu der Brücke zu machen, von der aus das Bild für die Rückseite des 20-Yuan-Scheins gemacht wurde. 




Nach einer guten Stunde dort angekommen, haben wir ein paar andere Ausländer beobachten können, wie sie von der Brücke in den Fluss gesprungen sind (manche mehr, manche weniger kühn). Als das aber nicht mehr so spannend war, beschlossen wir zurück zu fahren. Kaum waren wir wieder auf dem Weg, sah man schon in der Ferne die heftigen Regenwolken und sogar in der Luft konnte man die Regenmassen sehen. Wir haben dann kurz überlegt, ob wir uns für die Dauer des Regens irgendwo unterstellen sollen, weil aber wegen der vielen Wolken klar war, dass das nicht nur ein kurzer Schauer ist, dachten wir uns, wird bestimmt ganz lustig und wir sind ja auch dann im Hostel, wo wir uns umziehen können, also macht das Nasswerden nicht so viel aus. 
Naja gut... Nach 5 Minuten waren wir bis auf die Knochen durchnässt und alle, an denen wir vorbeigefahren sind, haben uns ausgelacht und zugerufen, wir sollen uns doch unterstellen, aber wir hatten unseren Spaß. Nach ungefähr einer dreiviertel Stunde ließ der Monsunregen dann auch nach und wir waren nur noch froh, endlich wieder im Hostel zu sein und heiß duschen zu können. Die restliche Zeit in Yangshuo haben wir dann noch vor allem mit Shoppen, Essen und Verwöhnprogramm bei der Kosmetikerin verbracht :-)




Nächste Station nach einem kurzen Zwischenstopp in Guilin (wo einfach mal das schönste Hostel überhaupt war... Ich wollt da gar nicht mehr raus!), von wo aus wir nach Zhengzhou geflogen sind, war dann nach mal wieder anderthalb Stunden Busfahrt Dengfeng, wo wir uns das Shaolin-Kloster und die Longmen-Grotten ansehen wollten. 
Weil wir aber erst abends ankamen und am übernächsten Tag bereits mittags weiter mussten, blieb uns nur ein ganzer Tag in Dengfeng und nach Empfehlung der Hostel-Leiterin entschieden wir uns daher nur das Shaolin-Kloster anzuschauen. Was für ein Reinfall!! Erstens war es überhaupt nicht interessant, weil es so wenig mit Kloster zu tun hatte und auch nicht besonders viel anders war, als der Rest, den man von China so zu sehen bekommt. Zweitens war das Kloster einfach mal komplett mit chinesischen Touristen überfüllt, die alle vom Land kamen und uns angestarrt haben, als wären wir Aliens. Nirgendwo sonst sind wir soviel (ungefragt) fotographiert und genervt und angestarrt worden wie dort. 
Drittens hatte das Kloster nichts mehr von der Spiritualität, die dem Shaolin eigentlich zugrunde liegt, sondern war ein einziger Konsum- und Kommerztempel! Daher sind wir nach 3 Stunden Pseudo-Besichtigung zurück ins Hostel und haben den Rest des Tages dazu genutzt uns auszuruhen: Wir haben den ganzen Nachmittag gepennt!






Am nächsten Morgen sind wir eigentlich rechtzeitig aufgebrochen, um mit dem Bus wieder nach Zhengzhou zu fahren, wo um 2 unser Schnellzug zurück nach Shanghai gehen sollte. Das Problem war nur, dass innerhalb von Zhengzhou ein derartiger Stau war, dass wir nicht mal im Schritttempo voran kamen und Sophia und ich immer panischer (wobei ich glaube, dass ich noch schlimmer war ;-)) wurden. Mit viel Beeilung und Stress haben wir es dann aber schließlich noch rechtzeitig geschafft, auch wenn uns die Schaffnerin gleich in den ersten Waggon reingeschickt hat und wir drinnen weiter laufen mussten, damit der Zug pünktlich losfahren konnte. 
Sieben Stunden später kamen wir dann schließlich in Shanghai an und hatten noch die Mammutaufgabe vor uns, Sophias  Mutter und ihren Bruder am Flughafen Pudong abzuholen. Auch hier gab es geringfügig Probleme: Es war bereits  nach 9, als wir in Shanghai ankamen; die Metro fährt in Shanghai nur bis halb 11 oder so (spinnen die eigentlich???); wir kamen auf der anderen Seite der Stadt an und mussten mindestens anderthalb bis zwei Stunden Metro fahren. Tja, irgendwann blieb die Metro halt einfach stehen und fuhr nicht mehr weiter, weil ja Tagesschluss war. An der Haltestelle erwarteten uns bereits tonnenweise illegale Taxifahrer, die uns ihre Handys ins Gesicht hielten um uns ihre Angebote für eine Fahrt zum Flughafen zu zeigen. 
Wir waren irgendwann völlig eingeschlossen von einer Traube von Menschen und waren nur noch genervt! Endlich haben wir dann aber einen Taxifahrer gefunden, der uns ganz normal nach Taxameter zum Flughafen bringen wollte. Letztendlich war das doppelt so teuer wie das, was wir bei den illegalen bezahlt hätten, aber schon aus Prinzip, weil die so widerlich aufdringlich waren, hat es sich gelohnt. Irgendwann um halb 2 nachts kamen wir dann zu viert und ziemlich groggy im Hostel an und haben uns nur noch schlafen gelegt.

Am nächsten Morgen ging es dann ins eine Zugstunde entfernte Hangzhou, meine letzte Station meines kleinen China-Aufenthaltes. 


Die Stadt gilt als schönste Chinas und hat tatsächlich mit dem riesigen West-Lake ein besonderes Flair. Allerdings war es hier so abartig heiß, dass ich jedes Mal, wenn ich aus einem klimatisierten Raum (Restaurant, Taxi, Bus...) wieder raus kam, dachte, ich renne gegen eine Wand! Unglaublich! 
Viel Zeit der drei Tage in Hangzhou haben wir am und um den West-Lake herum verbracht, haben uns eine echt schöne Wassershow angeschaut, waren in einem Tempel, von dem aus man einen schönen Blick über West-Lake und Stadt hatte und haben einen abendlichen Spaziergang um den See herum gemacht. Am Vormittag meines letzten Tages haben wir dann noch einen kleinen Ausflug in ein Tee-Dorf gemacht, nur dass wir wenig (bis gar nichts...) vom Dorf, dafür viel vom Tee gesehen haben :-). 








Nachmittags verabschiedete ich mich dann von Sophia und ihrer Family und machte mich auf die Reise zurück zum Shanghaier Flughafen (zum Glück bin ich früh genug gefahren, sodass ich das die-Metro-bleibt-halt-einfach-stehen-weil-zu-spät-nachts-und-dann-nerven-die-illegalen-Taxifahrer-Problem umgehen konnte und stattdessen einfach 2 Stunden in einer Metro vom einem zum anderen Ende Shanghais gefahren bin).
Zum Schluss bleibt mir nur zu sagen: Vielen Dank an die kompetente und lustige Reiseleitung ;-)

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