Donnerstag, 19. Januar 2012

11 Monate Reis - Zeit für ein Fazit

11 Monate in China sind vorbei - ich kann's irgendwie nicht glauben. Es ist eine seltsame (aber auch schöne!) Vorstellung bald wieder zu Hause zu sein!
Mein Abreisedatum ist gut gewählt, denn kurz nachdem ich fliege, wird hier das chinesische Neujahrsfest, das wichtigste Fest in China, anfangen und man merkt schon jetzt, wie sich Xiamen nach und nach in eine Geisterstadt verwandelt, weil alle Chinesen zu ihren Familien fahren: Restaurants und Geschäfte machen zu, auf den Straßen ist nichts los - sehr untypisch für China. Aber immerhin ist alles schön dekoriert:


2012 ist übrigens das Jahr des Drachen: Leute, die 1988 oder in jeweils 12 Jahren Abstand geboren wurden!

Dieses Jahr in China war echt krass - es ist so viel passiert, sowohl Gutes als auch weniger Gutes. Das erste Semester in Chengdu war schöner als das zweite in Xiamen. Ich hatte dort so nette Leute aus aller Welt um mich rum (wobei die Italiener dominiert haben), hab total viel von China gesehen, hatte einfach eine super coole Zeit. Chengdu hat sich im Nachhinein gesehen als eine richtig gute Wahl entpuppt!
Xiamen war zwar auch nicht schlecht, aber Praktikum ist halt Praktikum - so viel ist da nicht passiert.
Immerhin hab ich aber auch dort eine Freundin dazugewonnen, die ich in Zukunft bestimmt noch öfters im Ruhrpott treffen werde :-)



Die Chinesen haben mich teilweise allerdings wirklich sehr gestresst. Am Schlimmsten war es zur Halbzeit im Sommer - da wollte ich nur noch weg von diesen schubsenden, rotzenden, drängelnden, glotzenden und für deutsches Empfinden manchmal einfach unzivilisierten Geschöpfen. Zitat einer deutschen Freundin: "Das sind Wilde!!" In dieser Zeit wäre ich schon fast vom Glauben abgefallen und dachte, ich muss mein Studium abbrechen, weil ich nie wieder in meinem Leben etwas mit einem Chinesen zu tun haben will. Nach ein paar Monaten hat sich das glücklicherweise wieder einigermaßen normalisiert, aber ich weiß jetzt, dass ich Chinesen nur mögen kann, wenn sie mir in niedrigen Dosierungen verabreicht werden ;-)

Ich werde zur Zeit auch oft gefragt, ob ich denn jetzt fließend Chinesisch spreche: Schön wär's! Ich dachte vor dem Jahr eigentlich auch, dass das so sein würde, aber diese Erwartung hab ich schon in der ersten Woche in China begraben ;-) Chinesisch braucht halt leider Zeit, vor allem wenn man auch Schreiben lernt. Also: Nein, fließend auf keinen Fall, aber ich kann - situationsabhängig - viel verstehen und auch viel sagen. Lustigerweise hat mein Praxissemester (wegen meiner chinesischen Kollegen) dazu mehr beigetragen als mein Unisemester! Ich will Chinesisch auf jeden Fall auch weiterlernen.


Was ich an China vermissen werde:

- 鱼香茄子: Mein absolutes Lieblingsgericht hier, Aubergine in einer dunklen Soße. Ich habe schon das Rezept im Internet gesucht, damit ich es zu Hause mal nachkochen kann....


- Die vielen kleinen Läden, in denen man Ramsch kaufen kann.... Ein Paradies für Leute wie mich ;-)

- Dass immer alles offen hat, egal ob sonntags oder mitten in der Nacht.

- Chinesische Buspreise: Für umgerechnet 20 Cent kann man locker mal eineinhalb Stunden durch die ganze Stadt fahren - und die Städte sind RIESIG....

- Dass man draußen rumlaufen kann, wie man will, ohne angestarrt zu werden - abends auf der Straße im Schlafanzug rumzulaufen ist für Chinesen völlig normal.

- Mit Stäbchen zu essen: Ist echt praktischer als mit Messer und Gabel - man hat immer eine Hand frei.



- Die Chinesen - vielleicht ein klitzeklitzekleines Bisschen ;-)
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Was ich NICHT an China vermissen werde:

- Das Gestarre: Ich weiß mittlerweile wirklich, wie man sich als Promi fühlen muss, wenn man nicht seine Wohnung verlassen kann ohne permanent beobachtet und heimlich (oder offensichtlich) fotografiert zu werden. Leute, die mit dem Finger auf einen zeigen, Kinder, die einen anstarren, als wäre man ein Marsmensch.....nein nein, DAS werde ich 100%ig nicht vermissen.

- Öffentliche Toiletten: Ok, über dieses Thema hab ich ja schon öfters berichtet. Man muss dazu sagen, dass Chinesen zu Bad/Toilette eine andere Beziehung haben als wir Deutschen/Ausländer. Für uns muss das ein sauberer, schöner Ort sein, an dem wir uns wohlfühlen und der regelmäßig geputzt wird. Für Chinesen ist er dagegen einfach nur Mittel zum Zweck und muss auch nicht sauber sein. Wichtig ist nur, dass sie selbst sauber sind und deshalb würden sie sich nie im Leben auf eine Klobrille setzen. Deshalb auch die Hock-Klos, denn dabei berührt man nichts.

Chinesen haben so ihre eigene Art, eine westliche Toilette zu benutzen....

Das ist übrigens angeblich auch der Grund, warum viele Chinesen die Kabinentür offenstehen lassen: Sie wollen sie nicht anfassen.
Ich finde die Hock-Klos an sich auch nicht schlecht, aber der Zustand der meisten öffentlichen Toiletten hier ist echt erbärmlich: Ich übertreibe nicht wenn ich sage, man fühlt sich teilweise wie unter Tieren.... Es stinkt unglaublich, man muss aufpassen, dass man nicht in das Geschäft seines Vorgängers tritt oder auf einer benutzten Binde ausrutscht und dazu krabblen noch überall Kakerlaken rum. Einfach nur WIDERLICH!!!!

- Das dreckige Leitungswasser: Nach ein paar Monaten merkt man, dass die Haut schlechter wird und die Haare nach einem Tag schon wieder fettig sind....nicht so angenehm.

- Den Kanalisationsgeruch in der Wohnung: Obwohl ich im 31. Stock gewohnt habe, hatte ich ständig einen richtig üblen Geruch in der Wohnung, der aus den Badabflüssen kam.....echt ekelhaft!

- Die chinesische Art, Probleme zu lösen: Du stehst an der Kasse und an einem Artikel fehlt der Strichcode? Gut, dann kaufst du ihn halt einfach nicht! Den billigen Flug nach Shanghai gibt es nicht mehr? Gut, dann flieg doch einfach nach Peking! .......

- REIS!!!!!!!!



- Die Chinesen - meistens
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....und noch viel mehr, das ich (nicht) vermissen werde! Aber ich glaube, ich muss erstmal wieder in Deutschland ankommen und die ganzen Eindrücke aus diesem Jahr sacken lassen. Dann fallen mir bestimmt noch ganz viele Sachen ein, die mir hier schon gar nicht mehr in den Sinn kommen, weil einfach alles so "normal" geworden ist.

Jetzt freue ich mich aber erstmal noch auf meine Reise nach Malaysia (zu Nazli), Australien (mit Steffi) und Thailand (mit Tobi). Falls ich unterwegs Internet haben werde, gibt es hier natürlich auch Bilder und Berichte. Und das Beste kommt bekanntlich zum Schluss: Deutschland! Daheim ist es halt einfach am Schönsten ;-) Ich freu mich auf Euch alle!!!

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